Trauma ist die vielleicht am häufigsten ignorierte oder
verharmloste Ursache menschlichen Leids.
P.Levine
Schocktrauma und Entwicklungstrauma, beide überwältigen sowohl die Seele als auch das Nervensystem und hinterlassen dort ihre Spuren.
Während die Folgen einer einzelnen überwältigenden Erfahrung (Schocktrauma) dank der modernen Therapiemethoden wie beispielsweise Brainspotting und Eye Movement Integration oft in wenigen Stunden Traumaarbeit gemildert werden können, ist die Heilung von einem
Komplextrauma bzw. Entwicklungstrauma, ein längerer Weg.
In der Therapie werden Ihre Fähigkeiten im Umgang mit sich selbst von Anfang an gestärkt, Sie gehen kontinuierlich Schritte, die
Sie wieder ins innere Gleichgewicht und das Gefühl von Sicherheit zurück bringen.
Wir arbeiten mit der Inneren Familie (Teilearbeit), mit dem Körper, um aus Erstarrung oder ständiger Überaktivierung (Panik/ Stress) wieder herauszufinden und
gegebenenfalls auch mit traumatischen Erinnerungen. Beim Entwicklungstrauma (Vernächlässigung und Gewalt) wird oft auch das Bindungsmuster (die erlernte Art Bindungsbeziehungen zu Leben und zu
Erleben) eine wichtige Rolle spielen. Denn dieses entscheidet darüber, ob Freundschaften und Liebensbeziehungen eine Quelle für Freude und Sicherheit oder für Stress und Unzufriedenheit für uns
sind.
Wenn extreme Erfahrungen die körperliche oder seelische Unversehrtheit eines Menschen existenziell bedrohen, hat das Folgen: Solche einmaligen oder wiederholten Ereignisse wie zum Beispiel
können zu tiefgreifenden Veränderungen führen, die sowohl die Seele als auch körperliche Funktionen betreffen.
Doch auch mitten im normalen Lebensalltag können Ereignisse die eigene Bewältigungsgrenze überschreiten.
und vieles Weitere, was uns im Laufe des Lebens zugemutet wird, muss nicht, aber kann zu einer Traumafolgestörung führen.
Je jünger ein Kind ist, desto weniger verfügt sein Organismus über Strategien, um Stresssituationen ohne Schaden zu bewältigen. Die Toleranzschwelle zur
Traumatisierung ist daher wesentlich niedriger und deshalb auch viel niedriger als die meisten Menschen vermuten würden. Deshalb führt bereits eine nicht gelingende Bindung zur
Mutter (z.B. weil die Mutter überfordert, krank oder depressiv ist oder das Baby aus medizinischen Gründen nach der Geburt nicht bei der Mutter sein kann) für einen Säugling zu schweren
Folgen.
Zu den Traumafolgen gehören sich aufdrängende Erinnerungen an das belastende Ereignis, Alpträume oder Schreckhaftigkeit. Traumata sind aber nicht immer so offensichtlich. Sie können sich hinter einer Depression verbergen, unerklärlichen Ängsten, körperlichen Symptomen und Schwierigkeiten im Kontakt mit Menschen und der Welt.
Die grundlegendste Folge von Trauma ist aus meiner Sicht, dass das die Fähigkeiteit Stress zu bewältigen herabgesetzt ist und somit traumatisierte Menschen ihren Alltag oft als Überforderung erleben.
Das Ziel der Traumatherapie ist es
"ganz hier zu sein und nicht dort"
(Bessel van der Kolk).
Mit anderen Worten: Das eigene Erleben wird immer mehr von den Fähgikeiten (auch neu erlernten Fähigkeiten) der
Erwachsenen bestimmt und immer weniger von einem vom Trauma bestimmten Lebensgefühl . Im Mittelpunkt moderner Traumatherapie steht hierfür nicht nur die Bearbeitung der traumagischen Erfahrungen
sondern auch die Regulation des gesamten Nervensystems.
Am Anfang des Veränderungsprozesses liegt der Schwerpunkt auf dem Aufbau von positiven Ressourcen. Körper- und Imaginationsübungen, aber auch die konkreten Lebensumstände und eine sichere Beziehung innerhalb der Therapie spielen eine wichtige Rolle. In den Fokus rückt dann wieder das, was gelingt, Halt gibt und trägt. Es wird möglich, sich selbst zu beruhigen und sich im Hier und Jetzt zu verankern. Von Anfang an werden Ihre Fähigkeiten wieder aufgebaut:
Auf dieser Grundlage ist es möglich, sich in weiteren Schritten behutsam den Folgen der vergangenen Ereignisse anzunähern, den bis dahin unaushaltbaren Gefühlen, Bildern oder Erinnerungen.
Ein wichtiger Teil ist dabei die Arbeit mit impliziten Erinnerungen. Das sind Erinnerungen, die sich als immer wiederkehrende Zustände im Körper und im Erleben breitmachen, jedoch keinen klaren Bezug zu Ereignissen haben, weil das Gehirn in der ganz frühen Zeit zwar nicht diese Ereignisse aber sehr wohl diese Zustände speichern konnte.
Die körpertherapeutische Arbeit macht es uns möglich, mit diesen für die Heilung ganz entscheidenden impliziten Erinnerungen zu arbeiten.
Die Aufmerksamkeit für das Hier und Jetzt ("Heute bin ich sicher.") ist während der gesamten Arbeit ein wichtiger Anker. Ereignissse, die immer wieder zu
Zuständen führten, als würde das Trauma noch heute stattfinden, können als Vergangenheit in die eigene Biografie integriert werden.
Arbeit mit der Inneren Familie
(Ego-State-Therapie)
Jeder Mensch verfügt, so das Verständnis der Ego-State-Therapie, über verschiedene innere Anteile, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen und Bedürfnisse erfüllen. Den meisten Menschen ist es beispielsweise vertraut, dass sich unterschiedliche "Stimmen" in ihnen streiten können.
Auch das Innere Kind, als Vertreter von inneren Anteilen mit kindlichen Bedürfnissen und Fähigkeiten, ist längst im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen.
Bei traumatisierten Menschen sind diese Anteile anders organisiert, denn hier stand im Laufe der Entwicklung nicht die Bedürfniserfüllung sondern das Überleben im Vordergrund. So gibt es helfende Anteile, verletzte Anteile, auch verletzende Anteile, welche sich ihr Verhalten von früheren Tätern "abgeschaut" haben.
In der Therapie geht es zunächst darum, Verständnis für die eigene innere Struktur zu entwickeln:
Aufbauend auf diesem zunehmenden Verständnis können
Wenn es zusätzlich notwendig ist, einzelne Ego-States durch Bearbeitung einzelner Erinnerungen zu entlasten, arbeiten wir oft mit dem sogenannten Innere-Kinder-Retten, dessen Beschreibung unten folgt.
So kommt es wie in einem guten Team zu einem besseren und weniger konflikthaften Zusammenarbeiten der verschiedenen Teile der Inneren Familie.
BUCHTIP: Kai Fritzsche
Einführung in die Ego-State-Therapie
Traumatherapie mit dem
Innere-Kinder-Retten
Das Innere-Kinder-Retten ist eine Methode der imaginativen Traumatherapie. Die Vorstellungskraft wird für die Heilung genutzt. Es macht möglich, Komplextrauma auf schonene Weise zu verarbeiten. Die von Gabriele Kahn entwickelte Methode ist eine wunderbare Weiterentwicklung bereits bekannter Verfahren der imaginativen Traumatherapie.
Sie macht es als einzige mir bekannte Methode möglich, dissoziierte Anteile ohne belastende Traumakonfrontation zu integrieren. Wenn Sie Angst
haben, während einer Traumatherapie erneut von Traumagefühlen überflutet zu werden, möchte ich Ihnen ans Herz legen, sich mit dem Inneren-Kinder-Retten vertraut zu machen.
In einem ersten Schritt können Erinnerungen auf schonende Weise aufgedeckt werden, wenn diese disszoziiert sind, aber Symptome verursachen. Ich habe in vielen Fällen die Erfahrung gemacht, dass erst der Schutz durch dissoziative Techniken ermöglicht, dass die entscheidenden Situationen erinnert werden können. In einem zweiten Schritt werden Anteile von diesen Erinnerungen gelöst und mit Hilfe der Vorstellungskraft an einen Ort gebracht, der alles enthält um diesem Anteil
1. absolute Sicherheit zu vermitteln
2. Heilung zu ermöglichen durch jeweils genau die Helfer und Dinge, die dieser Anteil braucht
3. genau das zur Verfügung zu stellen was er benötigt, um seine kindliche Kreativität, Spielfreude etc. zu
aktivieren.
Die gelungene Rettung eines symptom-assoziierten Anteils führt somit zur Auflösung des bestimmten Symptoms.
Was hier vielleicht fast zu simpel klingt, benötigt in der Arbeit mit schweren Traumata ein kleinschrittiges, sensibles und gut strukturiertes Vorgehen.
Doch es ist die Mühe wert!
Eingebettet in andere Methoden der Psychotherapie mit dem Inneren Kind ist das Innere-Kinder-Retten zu einem kraftvollen Werkzeug in meiner Arbeit geworden, das ich nicht mehr missen möchte!
BUCHTIP: Gabriele Kahn
Das Innere-Kinder-Retten Sanfte Traumaverarbeitung bei Komplextraumatisierung
Körper-Traumaarbeit mit ART
Auch die Ambulante Regressionstherapie (ART) ist eine Traumatherapie. Durch die intensive Arbeit mit der Körperwahrnehmung können mit dieser Arbeit auch sehr frühe Lebensereignisse (einschließlich Pränatalzeit) bewusst gemacht werden.
Während der sogenannten "Liegung" wird der Warhnehmung von Kognition, Emotion und inneren Bildern gleichermaßen Beachtung geschenkt. Durch die Wahrnehmung aller drei Ebenen können diffuse körperliche oder seelische Zustände immer differenzierter wahrgenommen und damit dann auch verändert werden.
Nicht nur die Rekonstruktion traumatischer Ereignisse wird so möglich. Das innere Erleben wird im Laufe der Arbeit immer klarer und deutlicher. Es verliert seine Bedrohlichkeit.
Selbst-Bewusstsein im wahrsten Sinn
des Wortes entwickelt sich.
Menschen, die sich einen besseren Zugang zu sich selbst und ihren Gefühlen wünschen, profitieren nach meiner Erfahrung sehr von dieser Methode.
Ebenso ist es eine Methode, die ein selbstbestimmtes Vorgehen ermöglicht. Die Therapie ist nicht direktiv und kommt Menschen entgegen, denen diese Selbstbestimmtheit wichtig ist.
Die ambulante Regressionstherapie wurde von Irene Behrmann entwickelt, von der ich auch ausgebildet wurde. Die ART ist ein von der ISPPM (Internationale Gesellschaft für Prä- und Perinatale Psychologie) anerkanntes Therapieverfahren.
BUCHTIP: Irene Behrmann
Leben und Geburt. Pränatalzeit - Geburt - Kaiserschnitt - frühe Kindheit.
Regressionstherapeutische Dokumente